Die
Zeit, in der wir leben und erleben, fordert uns immer wieder mehr.
Die Gesellschaft um uns herum wird immer schneller und versucht immer
mehr Effektivität von uns zu verlangen. Im Rückschluss bedeutet
das, dass unsere Gedanken und To-Do-Listen immer komplexer und länger
werden.
Unser
Kopf macht Überstunden und unsere Gedanken überschlagen sich. Oft
reichen die To-Do-Listen gar nicht aus, denn es wird unaufhörlich
mehr. Das Resultat sind Kopfschmerzen, Verspannungen im
Schulter-Nacken-Bereich, Rückenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung
und vieles mehr bis hin zur Schlaflosigkeit.
Wie
überwindet man das Chaos im Kopf, so dass wieder Ruhe und
Gelassenheit ins Leben einkehren? In der Achtsamkeitsschulung gibt es
verschiede Ansätze, die dich unterstützen wieder ein ruhiges Leben
zu führen. Leider gibt es noch nicht die
„Mach-mein-Leben-wieder-normal“-Pille, das heißt, dass du dich
über einen längeren Zeitraum damit beschäftigen und praktizieren
musst. Diese Punkte fordern dich auf, eine gewisse Disziplin
aufzubringen.
Die
Facetten der Achtsamkeit
Die
Facetten der Achtsamkeit haben ihren Ursprung in den Shamata- und
Vipassana- Traditionen des Theravada-Buddhismus. Durch das
systematische Aufteilen der einzelnen Stufen der Meditation haben
sich diese Facetten herauskristallisiert. Scheinbar sind es einzelne
Stufen, doch sobald wir sie praktizieren, werden wir erfahren, dass
jede einzelne Stufe in die nächste übergeht und sie fast untrennbar
voneinander erscheinen. Sie bedingen sich in der Entstehung und im
Aufwachprozess.
Innehalten
Innehalten
oder auch Stoppen. In dem, was wir gerade jetzt tun oder denken, eine
Pause machen. Durch das Unterbrechen von Gedanken zeigt sich sehr
gut, dass sich Gedankenketten stoppen lassen. Für jede Gedankenkette
sind 90 Sekunden Zeit, dann entsteht eine neue.
Öffnen
Aus
dem Innehalten resultiert eine Öffnung. Dies ist die innere
Bereitschaft, in dem, was du wahrnimmst, gegebenenfalls eine
Veränderung anzunehmen. Hier können verschiedene Emotionen und
Gefühle aufkommen, auf die wir achten sollten, damit wir uns nicht
überfordern oder sogar übergehen. Ein schönes Bild für das „Sich
Öffnen“ ist das Betrachten eines Sonnenuntergangs. Wir halten inne
und öffnen uns dem Bild der untergehenden Sonne.
Vertrauen,
dass etwas entsteht
Indem
ich innehalte und mich öffne, komme ich häufig an den Punkt, an dem
ich nicht weiß, ob und was entsteht. Das ist ein Punkt, der in
vielen von uns Ängste hervorrufen kann. Manch einer fühlt sich, als
stünde er/sie an einer Klippe und müsste springen. Ich habe mich
geöffnet und daher habe ich den Freiraum, dass ich nicht aufgrund
meiner Gewohnheit vorgebe, was kommen wird oder soll. Es bietet sich
mir stattdessen die Möglichkeit, wertfrei in einen Raum zu treten
und ein tiefes Vertrauen zu entwickeln.
Praxis
Suche
dir einen Platz, an dem du gut sitzen kannst. Du kannst dabei auf
einem Meditationskissen, einem Hocker, einem Stuhl, einem Sessel oder
ähnlichem sitzen. Wichtig ist, dass du bequem mit aufgerichteter
Wirbelsäule über einen Zeitraum von zehn Minuten oder länger still
sitzend verweilen kannst.Für den Anfang beginne mit einer kurzen Meditation, z.B. zehn Minuten am Morgen oder am Abend. Wenn du dann feststellst, dass du mehr Zeit für deine Meditation haben möchtest, dann verlängere einfach auf deine gewünschte Zeit. Es ist am Anfang hilfreich, sich selbst eine gewisse Regelmäßigkeit für die Meditation zu geben und auf den Erfahrungen langsam aufzubauen. Gib dir soviel Raum und Zeit wie du benötigst. Achte einfach auf die Extreme, z.B. wenn du denkst: „Heute habe ich keine Lust, Zeit etc.“ Oder vielleicht möchtest du am liebsten gleich zwei Stunden lang meditieren. Schau und fühle, ob dies stimmig für dich ist oder ob dir dein Verstand etwas vormacht und einfach nur ein weiteres Ziel erreichen will.
Sitz aufrecht ohne dabei steif zu sein, leg die Hände auf die Oberschenkel oder lass sie ineinander zur Schale gelegt im Schoß ruhen.
Oft werde ich gefragt, ob die Augen beim Meditieren geschlossen oder offen sein sollen. Es ist hilfreich, sich am Anfang hinzusetzen und die Augen zu schließen, um in sich hinein zu fühlen. Und dann entscheide für dich selbst: falls du mit geschlossenen Augen wegdriftest, dann öffne die Augen und fixiere entspannt einen Punkt vor dir auf dem Boden, ansonsten halte sie geschlossen.
Bring den Fokus und deine Achtsamkeit auf deinen Atem. Beobachte, welche Qualität dein Atem hat, wo er heute in diesem Augenblick hinfließt. Lass dir dabei ein paar Minuten Zeit. Nimm ein paar tiefe Atemzüge und lass danach den Atem frei über die Nase und die sanft geschlossenen Lippen fließen. Nimm ganz bewusst die Position des Beobachters ein und erlaube dir, ganz still zu werden. Versuche nicht, den Atem in dich hineinzusaugen, sondern empfange den Atem und lass ihn in dich hineinfließen.
Beobachte einfach und lass den Atem so gut es geht einfach fließen.
Dann wähle eine der 3 Facetten der Achtsamkeit und bewege innerlich diese Facette.
Wie fühlt sich das an?
Was begegnet dir dabei?
Welche Gedanken entstehen?
Wie fühlt sich dein Körper dabei an?
Abschluss
Um die Meditation abzuschließen, vertiefe deinen Atem etwas mehr, lass ihn kräftiger und lebendiger werden. Bring deinen Fokus wieder auf das Jetzt und den Raum hier. Bewege sanft deinen Körper, streich mit den Händen über die Beine, bewege die Schultern. Bevor du die Augen öffnest, leg beide Handflächen aufeinander und bringe sie vor dein Herz, so dass die Daumen das Brustbein berühren. Verneige dich vor dir selbst. Beende nun die Meditation mit folgendem Satz: Ich beende nun die Meditation, und ich bedanke mich bei mir, dass ich mir die Zeit und den Raum dafür gegeben habe. Danke.
Falls du Unterstützung bei einem Thema brauchst oder suchst, kannst du mich gerne für eine Einzelstunde kontaktieren.
May you be Happy!
Wolfgang